Female Start Ups – warum es Gründerinnen in der deutschen Start Up Szene so schwer haben und was dagegen getan werden muss

Geschrieben von Nele Hyner

Der Skandal um die pinken Handschuhe

Vor gut einem Monat war sie plötzlich wieder in aller Munde: Die deutsche Start Up Szene. Das Investment von Ralf Dümmel in der Show „Die Höhle der Löwen“ löste eine Welle der Empörung in den sozialen Medien aus. 30.000 Euro für 20% der Unternehmensanteile bat er den beiden männlichen Gründern, bei deren Produkt es sich um pinke Einweghandschuhe für Frauen zur Entsorgung von Hygieneartikeln handelte. Nicht nur bemängelten Kritiker*innen zurecht den fehlenden Aspekt der Nachhaltigkeit bei einem solchen Einwegprodukt. Vor allem stand die Tatsache, dass es sich hier um drei Männer handelte, die aktiv gegen die Enttabuisierung der weiblichen Periode arbeiteten, im Zentrum. Doch nicht nur das.
Viele fühlten sich an den Auftritt des Start Ups „Ooia“ im Jahr 2019 bei der Höhle der Löwen erinnert: Damals hatten die Gründerinnen Dr. Kati Ernst und Kristine Zeller, ebenfalls mit einem Produkt im Hygienebereich für Frauen, jedoch deutlich nachhaltiger, eine Absage der Investor*innen erhalten. Dümmel lehnte mit den Worten ab, dass die Periode nun mal „kein einfaches Thema“ sei.

Ungleiche Investment-Chancen

Sein jetziges Investment in „Pinky Gloves“ zeigt, was für Gründerinnen alltägliche Realität ist: Männliche Gründer(teams) haben in der deutschen Start Up Szene deutlich bessere Chancen auf Investments. Der Female Founders Monitor 2020 fand heraus, dass nur 5,2% der Gründerinnenteams bereits 1 Millionen Euro oder mehr an externem Kapital erhalten haben – bei den Männern sind es 27,8%. Auch bei den staatlichen Fördermitteln liegen die Gründer mit 41,5 % deutlich vor den
Gründerinnen-Teams mit 27,5 %.1

Gender Bias und fehlende Netzwerke

Doch wie kommt es zu dieser Schieflage? An fehlendem Können weiblicher Gründerinnen liegt es natürlich nicht. Im Investment-Prozesses zeigt sich vor allem während des Pitchs ein großer, sogenannter gender bias. So zeigen aktuelle Studien, dass Frauen bei vergleichbarer Qualität ihres Unternehmens und ähnlichem Kapitalbedarf von potenziellen Investor*innen ganz andere Fragen gestellt bekommen als männliche Gründer. Auch werden sie häufig in Situationen, in denen sie sich
aus dem Fenster lehnen, eher als naiv und schlecht informiert wahrgenommen – während Männer als risikofreudig und mutig gelten.2 Dazu kommt, dass die meisten deutschen Investor*innen männlich sind und Männer häufig über ein ausgeprägteres berufliches Netzwerk in wirtschaftlichen Bereichen verfügen.3

The Investment-future is female

Dass Frauen Unternehmen gründen, die nicht nur rentabel für Investor*innen sind, sondern auch einen wichtigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Beitrag leisten, haben wir in den letzten Jahren gesehen. Was muss also passieren, damit noch mehr Gründerinnen die gleiche Chance auf finanzielle Unterstützung haben, wie ihre männlichen Kollegen? Zuerst einmal muss sich die Einstellung vieler gegenüber Frauen in der Arbeitswelt ändern. Ein Umdenken der Geschlechterrollen ist unumgänglich, um Frauen die gleichen Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt zu ermöglichen, wie Männer sie haben. Das beginnt in der Kindererziehung und erstreckt sich über den gesamten Alltag eines und einer jeden von uns. Ständiges Hinterfragen des eigenen Verhaltens und des Verhaltens anderer kann anstrengend sein, ist aber ein Muss. Eine konkrete Möglichkeit, um Gründerinnen aktiv zu fördern, sind Venture Capital Fonds, die gezielt Gründerinnen unterstützen. Doch auch einzelne Investor*innen können ihren Beitrag zu einer gerechteren Start Up Szene leisten. Ein Beispiel hierfür ist der All Female Deal, den das frauengeführte Start Up tandemploy mit fünf Investorinnen Anfang des Jahres gemacht hat. Es
braucht mehr solcher starken Deals, damit gleiche Chancen für weibliche Gründerinnen endlich eine Selbstverständlichkeit werden.

 

Referenzen

1 https://femalefoundersmonitor.de/wp-content/uploads/FemaleFoundersMonitor_2020.pdf
2 https://femalefoundersmonitor.de/wp-content/uploads/FemaleFoundersMonitor_2020.pdf
3 https://femalefoundersmonitor.de/wp-content/uploads/FemaleFoundersMonitor_2020.pdf

 

Nele Hyner
Nele Hyner

Social Media Managerin und Studentin der Psychologie

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