Offengestanden: Ehrliche Antworten inspirierender Frauen: IV

Geschrieben von Nele Hyner

Offengestanden: Ehrliche Antworten inspirierender Frauen
Interview mit Katrin Lehmann

In unserer Rubrik „Offengestanden – Ehrliche Antworten inspirierender Frauen“ veröffentlichen wir jeden Monat ein Interview mit einer Frau, die uns beeindruckt.

Katrin Lehmann hat ihren Master of Business Administration an der Mannheim Business School gemacht. Sie arbeitet seit 2004 bei SAP und hat dort schon jetzt eine steile Karriere hinter sich: Momentan ist sie Senior Vice President und Leiterin der Produktentwicklungsabteilung Customer Innovation & Maintenance und trägt in dieser Position Verantwortung für über 3500 Mitarbeitende.


Katrin, wie lange hast du schon Verantwortung für so ein großes Team?
In meiner aktuellen Rolle als Leiterin von Customer Innovation & Maintenance bin ich seit der Gründung der Abteilung im März 2020 tätig, also nun etwa seit eineinhalb Jahren.

Du bist Mitglied in dem Netzwerk Generation CEO, dessen Ziel es ist, Wirtschaftserfolg weiblicher zu gestalten. In deinem Statement auf der Webseite von Generation CEO schreibst du: „Diverse Teams liefern bessere Resultate – diese Tatsache wurde nun schon ausreichend diskutiert. Trotzdem können wir – gerade in der Krise – einen Rückgang der Frauen in Führungspositionen beobachten. Dies macht es umso wichtiger, sich gegenseitig zu stärken und zu unterstützen – auf dem Weg zu mehr Geschlechtergerechtigkeit in allen Lebensbereichen und vor allem im Business.“

Wie sieht ein solches gegenseitiges Stärken und Unterstützen – gerade in Zeiten der Corona Pandemie – für dich ganz konkret aus? Was erwartest du von Kolleg*innen und was setzt du selbst um?                                 

Das ist korrekt. Es ist erwiesen, dass Teams, die in mehreren Aspekten wie Geschlecht, Alter, Kultur und Mindset divers aufgestellt sind, innovativer arbeiten und bessere Resultate liefern. Aus diesem Grund habe ich bei der Zusammensetzung meines Leadership Teams von Anfang an einen hohen Wert auf Diversität gelegt. Erst kürzlich haben wir ein DISC Assessment durchgeführt, um mehr über die Persönlichkeit jedes einzelnen zu erfahren und dadurch als Team insgesamt erfolgreicher zu sein. Auf diese Weise können wir uns besser kennenlernen, uns gegenseitig stärken und unterstützen – unabhängig von Geschlecht oder kulturellem Hintergrund. Diese Mentalität herrscht zum Glück nicht nur bei mir, sondern bei meinem ganzen Führungsteam, und wird an jeder Front vertreten. Zentral sind hierbei vor allen Dingen Kommunikation, Transparenz, Vertrauen und Empowerment. Wenn diese Kultur gegeben ist, kann Diversität ihre ganze Wirkung entfalten.

Darüber hinaus bin ich sehr engagiert, wenn es darum geht, Nachwuchstalente zu fördern. Ich habe für einige, vor allem weibliche Nachwuchstalente, eine Mentorenrolle übernommen, um sie in ihrer Entwicklung zu unterstützen, zu fördern und an meinen Erfahrungen teilhaben zu lassen. Ich finde es wichtig, dass sich Frauen gegenseitig den Rücken stärken und sich unterstützen. Dazu gehört auch, Türen zu öffnen und Chancen zu ermöglichen.

Du trägst die Verantwortung über mehr als 3500 Mitarbeitende. Was war für dich die größte Herausforderung in Bezug auf diese Verantwortung, als im letzten Frühjahr plötzlich alles von zu Hause aus stattfinden musste?

Ungefähr zeitgleich mit dem ersten Lockdown habe ich auch mein neues Team mit 3 500 Mitarbeitenden auf der ganzen Welt übernommen, was natürlich zu zusätzlichen Hindernissen geführt hat. Normalerweise wäre ich in der Anfangszeit der neuen Units zu den verschiedenen Niederlassungen auf der ganzen Welt gereist, hätte die Teams besucht und mich persönlich mit den Mitarbeitenden ausgetauscht. Aufgrund des Lockdowns und der globalen Reisebeschränkungen konnte all dies jedoch leider nicht stattfinden. Diesen fehlenden persönlichen Kontakt empfand ich vor allen Dingen in der Anfangszeit als große Herausforderung. Trotzdem haben wir gelernt mit der Situation umzugehen und kreative Lösungen gefunden, wie zum Bespiel virtuelle Besuche bei denTeams oder Events mit einem Teamfokus, wie zum Bespiel Quiz-Abende oder virtuelles Kochen.

Wie hat in dieser Zeit die Kommunikation mit deinem Team funktioniert?

Recht gut, muss ich gestehen! Das Team fand sich sehr schnell in der virtuellen Welt zurecht, was natürlich auch aufgrund der Internationalität und globalen Verteilung der Kollegen in gewissem Maße bereits gegeben war. An größerer Bedeutung gewann in der Pandemie jedoch vor allem die Regelmäßigkeit des Austauschs und die Transparenz, um die fehlende persönliche Interaktion zu kompensieren. Aus diesem Grund haben wir vor allen Dingen in der Anfangszeit viele virtuelle Teamevents organisiert, in denen die Strategie besprochen und Änderungen vorgestellt wurden. Das haben wir sowohl auf globaler als auch regionaler Ebene durchgeführt, indem ich die einzelnen Niederlassungen „virtuell besucht“ habe. Auch auf der Ebene meines Führungsteams war und ist mir eine persönliche Interaktion äußert wichtig. Neben regelmäßigen Team Meetings liegen mir auch Team-Building Events sehr am Herzen, um sich gegenseitig besser kennenzulernen und das
Teamgefühl zu stärken. Auch wenn diese Events aktuell nur virtuell stattfinden, bringen sie das Team trotzdem ein gutes Stück näher zusammen und fördern den Teamzusammenhalt.

Was sind für dich die drei wichtigsten Eigenschaften, die eine moderne Führungskraft haben sollte?

Für mich sollte eine moderne Führungskraft vor allen Dingen ein gewisses Maß an Flexibilität besitzen. Das wichtigste Stichwort neben der Bereitschaft zu Veränderungen ist hier für mich die situative Führung.

Eine Führungskraft sollte die Mitarbeitenden individuell führen: was bei einer Person gut funktioniert ist nicht unbedingt hilfreich bei einer anderen Person. Auch hier ist eine persönliche Beziehung eine sehr wichtige Grundlage, um herausfinden zu können, wie man mit den einzelnen Mitarbeitenden am besten zusammenarbeitet, wie viel Freiraum und Verantwortung eine Person braucht und welche Hilfestellung eine Person benötigt, um Probleme bestmöglich bewältigen zu können.

Darüber hinaus sollte eine moderne Führungskraft ein gewisses Maß an Durchsetzungsvermögen und Authentizität besitzen, um das Unternehmen und die Mitarbeitenden in eine sichere Zukunft zu führen, und sollte gleichzeitig losgelöst von alten, überholten Strukturen sein, wie zum Beispiel in Bezug auf die Gehälterverteilung und das Besetzen von Führungspositionen.

Und zum Schluss frage ich immer: Wie sieht für dich die perfekte Zukunft der Arbeit aus?

Eine Zukunft, in der es Diversität, Gleichberechtigung, Empowerment und ein flexibles Arbeitsmodell gibt. Zuletzt hat SAP hier zum Beispiel die „Pledge to Flex“ Initiative ausgerollt, die es Mitarbeitenden ermöglicht, auf Vertrauensbasis flexibel zu entscheiden, wann und von wo sie arbeiten möchten. Ich denke, die Pandemie und die verschiedenen Lockdowns haben uns gezeigt, dass nicht jeder jeden Tag im Büro sein muss, um effektiv zu arbeiten. Wir sprechen oft über das Thema Empowerment, für mich persönlich schließt das nicht nur die Verantwortung Entscheidungen zu treffen ein, sondern auch die Verantwortung selbst zu entscheiden wie das persönliche Arbeitsumfeld aussieht. Gerade in der IT-Industrie hat die Pandemie deutlich gezeigt, dass ein Arbeiten von Zuhause durchaus möglich ist, und ich denke wir werden bei der SAP in der Zukunft immer mehr in einem Hybrid-Modell arbeiten, welches uns die Freiheit gibt, die Arbeitszeit und den Arbeitsort zu einem gewissen Maße frei zu wählen.


Vielen Dank für deine spannenden Antworten!

 

 

Nele Hyner
Nele Hyner

Social Media Managerin und Studentin der Psychologie

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